Frühlingserwachen, die Vögel singen wieder ...

die Tage werden länger, sonniger und wärmer - das lockt auch die Singvögel weder an ...

 

Frühlingserwachen – Vögel singen wieder 

17.März. Nach und nach erwacht die Natur aus Ihrem Winterschlaf. Die Tage sind inzwischen merklich länger, viele Frühblüher locken die ersten Insekten mit ihren Blüten und auch einige Zugvögel treffen in ihrem Brutgebiet wieder ein. Für uns Menschen ist oft ein weiteres untrügliches Zeichen, dass der Frühling in den Startlöchern steht, wenn wir morgens und abends wieder dem wundervollen Gesang der Vögel lauschen können. Doch habt ihr euch schon einmal gefragt, wer denn überhaupt da singt, wie ein so kleiner Vogel einen so lauten Gesang produzieren kann und warum Vögel überhaupt singen? Wir möchten euch hiermit ein paar spannende Informationen rund um das Thema Vogelgesang geben.

Bei uns in Deutschland gibt es etwa 320 verschiedene Vogelarten, ca. 250 davon sind auch Brutvögel, also ziehen hier ihre Brut groß. Wenn wir vom Gesang der Vögel sprechen, dann meinen wir in der Regel die Singvögel. Denn nicht alle Vögel können so schön wie ein Rotkehlchen zwitschern. Singvögel (Passeri) sind eine Unterordnung der Sperlingsvögel, zu der auch einige Arten gehören, die die wenigsten von uns auch als Singvogel identifizieren würden. So zählen beispielsweise auch Rabenvögel wie der Eichelhäher oder die Elster dazu. Fast die Hälfte aller Vogelarten weltweit sind Singvögel.

 

Doch was macht einen Singvogel zu einem Singvogel?

Jeder Singvogel besitzt zur Stimmerzeugung den sogenannten „Syrinx“ oder Stimmkopf unterhalb des Kehlkopfes. Hier werden spezielle Membranen durch Anspannen in Schwingung versetzt und so beim Ausatmen Töne erzeugt. Manche Arten wie der nur etwa 10 Gramm leichte Zaunkönig können durch diese Membranen einen Gesang mit einer unglaublichen Lautstärke von bis zu 90 Dezibel produzieren, der noch in einer Distanz von 500 Meter weit hörbar ist. Das ist vergleichbar mit der Lautstärke eines Presslufthammers in 10 Metern Entfernung.

 

Welche unserer heimischen Vögel zählen denn zu den Singvögeln?

Im Grunde genommen sind die meisten unserer Gartenvögel auch Singvögel. Meisen, Finken, Drosseln, Rotkehlchen, Bachstelzen, Rotschwänze um nur ein paar wenige zu nennen. Tauben und Spechte dagegen sind keine Singvögel. Die kleinsten heimischen Singvögel sind das Sommergoldhähnchen und Wintergoldhähnchen mit einem Gewicht von nur etwa 6 Gramm. Mit einem Gewicht von etwa 1200 Gramm dagegen, stellt der Kolkrabe hier bei uns, aber auch weltweit den größten Vertreter dar.

 

Warum singen die Singvögel überhaupt? 

Es gibt ein paar Gründe, die Vögel dazu veranlassen zu singen. Zusammenfassend kann man sagen, dass alle der Kommunikation dienen. So können Informationen leicht über teilweise sehr große Distanzen gestreut werden. Den wohl wichtigsten Grund stellt sicherlich die Fortpflanzung dar. Es sind in der Regel die Männchen, die mit ihrem schönen Gesang Weibchen aufmerksam machen und locken wollen. Dabei gilt je vielfältiger, lauter und ausdauernder ein Männchen singt, desto bessere Chancen hat es bei einem Weibchen, da dies die Fitness des Männchens wiederspiegelt. Auch ist es von Vorteil, wenn ein Gesang über möglichst mehrere Strophen verfügt, denn das gefällt den Weibchen besonders gut. Wenn dann das Männchen zusätzlich zum Gesang auch noch mit einem prachtvollen Federkleid und einigen Tanzeinlagen für sich punkten kann, stehen die Chancen nicht schlecht nachhaltig Eindruck bei den Weibchen zu hinterlassen. Einige Singvögel sind auffallend gute Sänger wie zum Beispiel die berühmte Nachtigall. Besonders talentierte Männchen können bis zu 260 unterschiedliche Strophentypen herausschmettern. Um möglichst individuelle Strophen zu komponieren, bedienen sich einige Singvögel auch an Geräuschen und Tönen, die sie in ihrer Umgebung aufschnappen. So sind beispielsweise Stare bekannt dafür, dass sie etliche andere Vogelarten imitieren können und deren Gesänge in ihren eigenen mit einklingen lassen. Es sind jedoch nicht immer ausschließlich die Männchen, die singen. Bei manchen sehr Standorttreuen Arten wie dem Rotkehlchen singen auch die Weibchen, sogar teilweise im Winter. Dies dient der Verteidigung und Abgrenzung des Revieres. So erfreuen wir Menschen uns dem schönen Gesang der Rotkehlchen während diese mehr oder weniger aggressiv potenziellen Konkurrenten unmissverständlich klarmachen, dass dieses Revier bereits besetzt ist. Neben dem Gesang, welcher aus komplexen Lautfolgen besteht, besitzen Vögel zusätzlich ein buntes Repertoire an weiteren Rufen, die die Funktion des Bettelns der Jungvögel, Angst- und Warnrufe vor Beutegreifern, dem Kontakt und der Standortmitteilung dienen können. Doch der typische Gesang einer Vogelart klingt nicht immer überall gleich, denn auch bei Vögeln gibt es wie auch beim Menschen Dialekte. So kann es vorkommen, dass ein Buchfink in Tschechien anders klingt als ein Buchfink in Deutschland. Die Fähigkeit des Singens ist den Vögeln angeboren, Feinheiten werden allerdings erlernt und können so auch regional zwischen Populationen variieren.

 

Wann singen Vögel am liebsten?

Da der Gesang der Singvögel in erster Linie der Balz und Fortpflanzung dient, kann man ihn auch fast ausschließlich in der Brutzeit hören. Je nach dem wann die einzelnen Arten mit ihrem Brutgeschäft starten, bedeutet dies also etwa von Mitte März bis weit in den Juli hinein. Die besten Chancen um besonders viele verschiedene Arten gleichzeitig zu hören hat man Ende April bis Anfang Juni. Hier sind es insbesondere die frühen Morgenstunden und Abendstunden, in denen die Vögel bevorzugt singen. Dabei induziert die Tageslänge und der damit verbundene Sonnenaufgang bei jeder Art unterschiedlich den Beginn des Gesangs am Morgen. Zu den ersten Sängern am Morgen zählt die Singdrossel. Sie fängt bereits etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang an zu singen. Etwa 10 Minuten später folgt das Rotkehlchen mit seinem besonders wohlklingenden, melodischen Gesang. 5 bis 10 Minuten später folgen dann die Amsel und der Zaunkönig. Die häufigen Blau- und Kohlmeisen starten anschließend etwa eine halbe Stunde und der Star und Buchfink etwa 10 Minuten vor Sonnenaufgang.

 

Der Mensch hat Einfluss auf den Gesang der Vögel

Bereits seit einigen Jahren beobachtet man allerdings, dass Vögel, die in der Stadt oder Ortschaften leben ihre Gesangsgewohnheiten ändern. So zeigen Studien, dass durch den deutlich höheren Geräuschpegel in der Stadt, der zum Beispiel durch den Autoverkehr oder Baustellen entsteht, viele Vögel versuchen regelrecht dagegen anzuschreien. Dieses Phänomen wurde für mehrere verschiedene Vogelarten nachgewiesen, und man konnte unter anderem bei Kohlmeisen und Amseln feststellen, dass diese deutlich lauter und höher singen als ihre Verwandten in der freien Landschaft. Darüber hinaus fangen viele Vögel in Städten früher an zu singen als ihre Artgenossen in der Offenlandschaft. So zeigten Studien, dass etwa Amseln, Blaumeisen und Rotkehlchen im Mittel in der Stadt etwa 30 Minuten früher anfangen zu singen und knapp 10 Minuten länger nach Sonnenuntergang weiter zwitschern. Somit ist die Gesangsaktivität vieler Vögel in der Stadt bis zu 40 Minuten länger. Doch wie kommt es dazu? Natürlicherweise induziert das aufgehende Tageslicht in der Morgendämmerung, dass Singvögel nach und nach zu bestimmten Zeiten anfangen zu singen. Durch die Lichtverschmutzung des künstlichen Lichtes der Straßenlaternen und angestrahlten Gebäuden wird diese Wahrnehmung der Vögel allerdings gestört und die Tiere singen verdutzt einfach früher als natürlich wäre. Mitunter kann man so beispielsweise Rotkehlchen mitten in der Nacht aus voller Kehle singen hören, meist von einer Singwarte aus in unmittelbarer Nähe einer künstlichen Lichtquelle. Dieses unnatürliche Verhalten hat leider auch zur Folge, dass ein erhöhter Stoffwechsel der Tiere in eigentlichen Ruhephasen zu einer zusätzlichen körperlichen Belastung für die Tiere führt.

Mit diesen Informationen rund um das Thema Vogelstimmen hoffen wir euch einen guten Einblick in das Thema gegeben zu haben und vielleicht hört ihr ab jetzt ja noch genauer hin, wenn ihr das nächste Mal dem schönen Gesang der gefiederten Gesangstalente lauscht. Falls euch das Thema Vogelstimmen genauso gepackt hat wie mich und ihr lernen wollt die einzelnen Arten zu erkennen, dann schaut doch einfach mal bei uns im Shop vorbei. Hier haben wir ein sehr hilfreiches Buch von Prof. Berthold (KOSMOS Mit Prof. Berthold einen zwitschern Buch, CD & App), welches ich sehr empfehlen kann! Lerne 51 verschiedene Vogelrufe und Gesänge kennen, erfahre interessante Details und Anekdoten. 

Und nun viel Spaß beim Lauschen des Frühlings!

 

  

Autor: Matthias Overmann

Als Ornithologe und Biologe unterstützt Matthias das Team mit seinem Fachwissen und versorgt uns mit den wissenschaftlichen Neuigkeiten rund um die Themen Vogelfütterung und Ornithologie. Ihn treibt insbesondere das dramatische Artensterben an, weshalb er sich schon seit Jahren im Naturschutz engagiert.

„Die Vogelfütterung ist eine der einfachsten Arten, Vögeln etwas Gutes zu tun“

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