Alljährlich Anfang Januar findet eine Aktion statt, die bei den meisten eingefleischten Ornithologen und Vogelfreunden rot im Kalender markiert ist – die Stunde der Wintervögel. Diese vom Naturschutzbund und seinem bayerischen Partner LBV bereits zum 14. Mal bundesweit organisierte Beobachtung der heimischen Wintervögel ist auch gleichzeitig die größte ihrer Art in Deutschland. Im letzten Jahr 2023 beteiligten sich knapp 100.000 Vogelfreunde an der Zählung. Bedingt durch das schlechte Wetter waren es deutlich weniger als noch im Jahr 2022. Doch wie genau funktioniert diese Zählung, wer kann alles mitmachen und was erhoffen sich die Initiatoren aus der Aktion?
Vom 05. – 07.01.24 sollen alle Vögel gezählt werden, die im Siedlungsraum beobachtet werden können. Ganz egal ob im eigenen Garten, dem Balkon, dem nahen Stadtpark oder einfach beim Blick aus dem Fenster – wichtig ist lediglich eine freie Sicht auf das Geschehen. Natürlich bieten sich hierfür auch bestens jegliche Futterstellen wie Futterhäuser – oder Silos an, durch die die Vögel zahlreich angelockt werden. Und nun gilt es nur noch an einem Tag, eine Stunde lang die maximale Anzahl der gleichzeitig gesehenen Vögel pro Art zu notieren. So werden Doppelzählungen von Individuen vermieden. Anschließend können die Zählungen ganz bequem über ein vom NABU bereitgestelltes Online-Formular gemeldet werden.
Das Schöne an der Stunde der Wintervögel ist auch, dass man kein ornithologisches Fachwissen nachweisen muss, um an der Zählung teilnehmen zu können. Bei der Identifizierung der einzelnen Arten kann man sich zusätzlich mit Bestimmungsbüchern aushelfen oder man nutzt das vom NABU bereitgestellte Vogel-Quiz um seine Vogelkenntnisse noch einmal aufzufrischen. Daher ist jede:r Vogelfreund:in aufgerufen sich bei der Aktion zu beteiligen, denn es gilt: „Je mehr Naturfreund:innen an der „Stunde der Gartenvögel“ teilnehmen, desto wertvoller werden die Ergebnisse.“
Ziel der „Stunde der Gartenvögel“ ist es, ein möglichst genaues Bild vom Zustand unserer Vogelwelt in den Städten und Dörfern zu erhalten. Hierbei erwünschen sich die Initiatoren der Aktion wie es bei Citizen-Science Projekten generell üblich ist, weniger exakte Bestandszahlen als vielmehr Hinweise zu Häufigkeiten und möglichen Trends von Populationen. Auch wenn manchmal richtige Raritäten gesichtet werden, stehen die häufigen Arten wie Amseln, Spatzen, Meisen, Finken und Rotkehlchen im Fokus der Zählung. Das liegt daran, dass die Datenlage über die Bestandszahlen der gewöhnlichen Arten häufig viel undurchsichtiger ist als bei so mancher Seltenheit. So zeigte sich zum Beispiel durch die Zählungen der vergangenen Jahre, dass die Bestände der Haussperlinge in Münchens Zentrum rapide zurückgegangen sind.
Neben dem wissenschaftlichen Aspekt erhoffen sich der NABU und LBV zudem durch diese öffentlichkeitswirksame Aktion den Vogelschutzgedanken in der Bevölkerung bei groß und klein zu wecken und zu bestärken. So wird durch das Wälzen der Bestimmungsbücher und dem Beobachten der verschiedenen Vogelarten auch gleichzeitig die Artenkenntnis jedes einzelnen erhöht. Denn eine Weisheit bleibt am Ende bestehen – nur was wir kennen, schützen wir auch!