Die Stunde der Wintervögel 2022 war wie auch schon in den letzten Jahren davor ein voller Erfolg. So berichtet der NABU, dass sich über 176.000 Menschen an der Zählung beteiligt haben. Es wurden insgesamt etwa 4 Millionen Vögel beobachtet. Dabei sind durchschnittlich 9 verschiedene Arten und etwa 36 Vögel pro Garten von den Vogelfreund:innen gezählt und gemeldet worden. Die ersten drei Platzierungen möchten wir euch hier kurz in einem kleinen Steckbrief vorstellen:
Platz 1: Haussperling Passer domesticus
Der Haussperling oder auch kurz „Spatz“ genannt ist auch in diesem Jahr wieder die Vogelart, die am häufigsten beobachtet wurde. Insgesamt sind 781696 Spatzen gezählt worden. Somit waren in knapp 60 % aller gemeldeten Gärten Deutschlands 6,51 Spatzen anwesend. Das sind 5% weniger als im Vorjahr. Obwohl Haussperlinge noch weit davon entfernt sind auf der Liste der gefährdeten Arten Deutschlands zu landen, zeigen ihre Bestände mancherorts besorgniserregende Einbußen. So sah man zum Beispiel, dass die Anzahl der Haussperlinge im Zentrum Münchens in den letzten Jahren stark zurückgegangen ist. Eine mögliche Ursache könnte darin liegen, dass der Kulturfolger Haussperling, der bevorzugt in Schlupflöchern und kleinen Nischen von Gebäuden brütet, durch die immer effektivere Abdichtung der Hausfassaden weniger Nistmöglichkeiten findet. Außerdem haben die sympathischen Piepmätze durch die fortschreitende Versiegelung unserer Städte und der damit einhergehenden Nahrungsknappheit mit einem weiteren Problem zu kämpfen. Wenn ihr dem Haussperling wieder auf die Beine helfen wollt, können ihr ihm zum Beispiel mit passenden Nisthilfen auf seinem schwierigen Wohnungsmarkt helfen. Eine weitere Hilfsmöglichkeit bieten naturnah gestaltete Gärten mit unterschiedlichen Nahrungspflanzen und ausgewähltem Vogelfutter, die dem Haussperling die Nahrungssuche erleichtern.
Platz 2: Kohlmeise Parus major
Auf Platz 2 der am häufigsten beobachteten Wintervögel liegt mit 4,53 Individuen pro Garten und fast 90 % der Gärten die Kohlmeise. Das ist ein Zuwachs von 16 % zum Vorjahr. Mit ihrem kohlrabenschwarzen Kopf, den strahlend weißen Wangen und dem leuchtend gelben Bauch ist die größte Meise Europas unverwechselbar. Die Geschlechter lassen sich an den schwarzen Längsstreifen auf dem Bauch unterscheiden, der bei den Männchen meist deutlich breiter ist als bei den Weibchen. Zudem sind männliche Tiere häufig auffälliger gelb gefärbt. Kohlmeisen ernähren sich im Sommerhalbjahr fast ausschließlich von tierischer Kost in Form von Insekten, Spinnen und deren Larven. Im Winter dagegen sind es vorwiegend Sämereien, die dann die neugierigen Meisen auch zu uns in den Garten an die Futterstelle locken.
Platz 3: Blaumeise Cyanistes caeruleus
Den dritten Platz belegt ebenfalls eine Meise – die Blaumeise. Dieser kleine sympathische Vogel fällt vor allem durch seinen strahlend blauen Kopf, die Flügel und Schwanz auf. Der Bauch ist ebenfalls wie bei der Kohlmeise gelb, jedoch fehlt der Blaumeise der schwarze Längsstreif. In fast 80 % aller Gärten wurde diese Meise mit durchschnittlich 3,35 Vögeln gezählt. Das ist ein deutlicher Zuwachs von 17 % zum Vorjahr. Dieser erfreuliche Trend ist möglicherweise durch größere Gelege und häufigere Bruten zu erklären, mit denen die Blaumeisen versuchen die Verluste durch das in 2020 und 2021 aufgetretene „Blaumeisensterben“ auszugleichen. Der Grund für dieses Sterben lag in dem Bakterium Suttonella ornithocola, welches bei infizierten Blaumeisen eine Lungenkrankheit auslöst, die oft zum Tode führt.
Blaumeisen können häufig bei der Nahrungssuche beobachtet werden, wenn sie geschickt hängend im Geäst nach Insekten und deren Larven suchen. Diese Fertigkeit nutzen sie auch im Winter an der Futterstelle an freihängenden Futtersilos und natürlich den Meisenknödeln und erfreuen damit die Vogelfreunde:innen.